Die Seele

Flower A. Newhouse - "Der Weg der göttlichen Liebe" - Auszüge

Das Erwachen der Seele übertrifft jegliche Erfahrung auf dem Wege zu Gott.
Nach vielen Leben in den schattenhaften Gefilden unserer niederen Körper vollzieht sich die Begegnung mit unserer Seele wie die Entdeckung einer neuen, geheimnisvollen Welt. Bisher sind wir den verschiedenen Beschreibungen und Vorstellungen bezüglich Gott und der inneren Welt gefolgt (religiöser Glaube), doch die eigentliche Erfahrung fehlte (Erkenntnis) . Die Seele schenkt uns nun die Erfahrung dieser strahlenden Wirklichkeit, die uns nie mehr mit niederen Reichen zufrieden sein lassen wird.

Seelen-Bewusstsein zu erlangen, gehört zu den seltenen Erfahrungen.
Man mag eine vage Vorstellung von der Seele besitzen, sollte sich jedoch davor hüten, ihre Eigenschaften zu erfinden, nur um jemanden beeindrucken zu wollen.
So mancher Geistliche mag sich in der Zwickmühle befinden, wenn er über das Wesen der Seelenebene spricht. Doch zu dem Zeitpunkt, da die Seele zum Durchbruch kommt und die Barrieren der Persönlichkeit hinter sich lässt, gleicht dies einer Offenbarung, so überwältigend ist die Freude über das Geschenk dieser strahlenden Gegenwart.

Der Abstand zwischen dem Mentalkörper und der Seele ist beachtlich.
Mit der Seelenebene beginnt die obere Dreiheit unseres Seins, zu der auch der Adonai und die Monade (der innewohnende Gottesfunke) gehören. Diese drei Bereiche zeichnen sich wegen ihrer unbefleckten Reinheit aus und führen zur ununterbrochenen Verbindung mit Gott, wobei es sich um einen allmählichen Prozess handelt und das Göttliche begegnet uns in Augenblicken, in denen wir es am wenigsten erwarten. Es tritt mit unserem Bewusstsein über die Sprache innerer Wahrnehmung in Kontakt, der unmittelbaren Erfahrung Gottes und der höheren Welten.

Während die oberen Mentalebenen selbst in höchst schöpferischer Weise Zugang zur Intuition finden, vervollständigt die Seele diese Eigenschaft durch das Hervortreten der inneren Wahrnehmung und des sechsten Sinnes. Das Wesen der Intuition besteht darin, sich völlig unerwartet in Form einer Einsicht, einer Verheißung oder einer Erkenntnis bemerkbar zu machen, was sich visuell, sprachlich oder aufgrund einer Beobachtung äußern kann. Das Wort „Einsicht“ charakterisiert wohl am besten, was in diesem Augenblick vor sich geht, denn eine Intuition enthüllt immer die Wahrheit.
Sie mag die Lösung eines Problems herbeiführen, da sie etwas aufdeckt, das wir übersehen haben, oder plötzlich fällt Licht auf eine Situation, und wir erkennen.
Andererseits aber mag sie seltsam unlogisch anmuten, zeitlich unangebracht oder in diesem Moment unwichtig sein. Doch wenn wir sie einfach übergehen, mögen wir es später bereuen, da sie sich als richtig erwiesen hat (das habe ich selbst auch einige Male erlebt – vor allem in der Zeit vom ersten Wirksam werden unserer Intuition bis zu jenem Zeitpunkt, da wir dieser Gabe vertrauen, kommt es häufiger vor, diesen Eingebungen nicht genügend Beachtung zu schenken). Da die Intuition die Sprache der Seele spricht, vermögen wir unsere Persönlichkeit zu umgehen und unser Bewusstsein unmittelbar mit der in unserer Tiefe ruhenden Weisheitsquelle zu verbinden.  

Der in seiner geistigen Eigenschaft einzigartige Seelenkörper ist größer als die physische Form und besteht aus reinem Licht. In ihrem aktiven Zustand vermittelt sie einem erwachten Menschen unmittelbaren Zugang zum Wissen, bei einem noch nicht erwachten Menschen wirkt sie wie eine Hülle. Die Seele vermag alle Seiten einer Situation zu erkennen. Einzelne Kenntnisse werden ausgeschaltet und nur die Essenz der Wahrheit in den höheren Bewusstseinssphären zurückbehalten. Dieser stets sanft strahlende Körper sendet unserem Bewusstsein und Unterbewusstsein seinen Rat in Form von sprühenden Lichtfunken. Eine hellsehende Person vermag den wesentlichen Unterschied zwischen den einzelnen Menschen an dem Ausmaß der jeweiligen Seelenaktivität zu erkennen. Das gilt in erster Linie für fortgeschrittene Seelen.

Die Seele des Durchschnittsmenschen tritt trotz ihrer Leuchtkraft weniger stark in den Vordergrund und ist auch weniger aktiv. Von der äußeren Erscheinungsform einer Person lässt sich nicht auf ihr Inneres schließen, denn selbst schwierige Leute bergen in ihren Tiefen oft ein makelloses Juwel.


Die Seele bringt sich selbst nur durch Wesentliches zum Ausdruck.


So wird etwa auf kausaler oder Seelenebene das zeitraubende Spiel einer Symphonie  auf eine einzige Melodie reduziert und ein langes Gedicht auf eine einzige Zeile, die den gesamten Inhalt wiedergibt. Eine philosophische Dissertation ist nicht nötig, denn die Seele behält nur die lebendig funkelnde Schlussfolgerung zurück.
Alle Einsichten und Ausarbeitungen erfolgen intuitiv, und nichts geht verloren.
Die Seele arbeitet mit Lichtgeschwindigkeit. Ihre Wahrnehmungen erfolgen nahezu augenblicklich. Große Werke oder hervorragende Erfindungen werden oft blitzartig geboren. Diese flüchtigen Momente bewusst zu erhaschen, gestaltet sich mühsam, nicht weil die schöpferische Eigenschaft der Seele uns auf die Probe stellt, sondern weil unser menschlicher Verstand so umständlich arbeitet.

In der Kausalwelt ruhen die Schöpferkräfte des Gottesgeistes.
Im Allgemeinen nimmt der Transformationsprozess der Erlösung, Regeneration und Offenbarung von dieser Ebene seinen Ausgang und dringt als Geschenk Gottes in unser Bewusstsein ein. Daher ist die Seele der Quell unserer Talente, denn im Kausalbereich liegen die zukünftigen Erfindungen, die noch zu enthüllenden Weisheiten und die latenten Kräfte, Möglichkeiten und schöpferischen Bemühungen der Welt von morgen.

 

Wurde sie, wie bei den unerweckten Menschen, noch nicht zur aktiven Tätigkeit aufgerufen, wirkt sie wie ein Schutzmantel. Ist sie jedoch bei einem wachen Menschen in das Leben mit einbezogen, besitzt sie direktes Wissen. Es ist der Seele möglich, alle Aspekte einer Situation zu überblicken. Nur die wesentlichen Tatsachen werden im höheren Bewusstsein gespeichert, Detailwissen vernachlässigt. Eine ausführliche geistige Arbeit wird auf der Kausalebene als Schlüsselsatz in der Seele gespeichert.

 

Die Seele ist niemals aggressiv; sie ist stets vornehm, mitfühlend, anmutig und bedächtig. Wann immer wir durch das Verhalten eines anderen Menschen irritiert werden, fühlen wir uns von den Charakterzügen seiner Persönlichkeit gestört. Wichtig ist es, stets eingedenk zu sein, dass wir es in der Hand tragen, unsere Schwäche und Unwissenheit zu besiegen und in spirituelle Stärke und Klarheit zu wandeln.

 

Die hervorragendsten Charakteristika des Seelenbewusstseins finden sich in der Liebe, der Weisheit, der Kreativität, der Intuition und dem Bewusstsein der Einheit. Nur selbstlose Motive und Gedanken bewegen die Seele. Eine entwickelte Seele respektiert den Wert kleiner und großer Dinge, trägt jedoch niemals schwer an Verantwortung. Sind Intuitionen authentisch – oder sind innere Erfahrungen wahrhaftig – bleiben sie in der Erinnerung lebendig. Impulse und Illusionen verblassen.

 

Über die ganze Inkarnation hinweg überschattet die Seele das persönliche Selbst. Der Ruf nach geistigem Beistand wird die schlafende Seele erwecken und ihre höhere Vernunft und Führung einfließen lassen. Die Seele stellt jenen Teil unseres Selbst dar, welcher üblicherweise unser „Höheres Selbst“ genannt wird. Ist die Seele erst einmal erwacht, beginnen sich Bewusstsein, Verantwortung und Charakter zu entwickeln. Nach und nach lässt die Persönlichkeit die Überschattung der seelischen Individualität zu. Je mehr die Persönlichkeit sich zurückzieht, umso stärker durchlichtet und durchstrahlt das Seelen-Selbst die Wesenheit. Die Persönlichkeit erkennt die unzerstörbare, unsterbliche Hilfe, die ihr zuteil wird. Die Läuterung der Persönlichkeit nimmt ihren Lauf. Ihr begrenzter, vorurteilsbehafteter Einblick erweitert sich zu den umfassenden, universellen und fundierten Konzepten der Seele.

 

Jemand, dem die Möglichkeit offensteht, sein Bewusstsein auf die Ebene des „Höheren Selbst“ zu erheben, kann sich der beständigen Hilfe der Seele an seiner Seite gewiss sein. Die Seele verlangt es danach, den Gipfel zu erklimmen, indem sie versucht, die Lasten der niederen (unter ihr befindlichen) Körper zu durchlichten, die sie am Aufstieg hindern [Prinzip der Selbstüberwindung als Entwicklungspfad der menschlichen Seele - NostraMiZi]. Ein Erdenleben stellt für die Seele dabei nicht mehr als einen einzigen Unterrichtstag dar. Derjenige, der Seelenbewusstsein verwirklicht hat, vermag sein Karma willentlich zu beeinflussen; für ihn wird das Gute greifbar und der Gipfel erhebt sich aus den Wolken.

Jeder Mensch ist so viel mehr, als es nach außen hin erscheint.

Wir stellen uns die Seele als die Sphäre vor, in der die schöpferischen Kräfte des Göttlichen Geistes auf ihre Entfaltung warten. Von dieser Ebene herab wird dem erwartendem menschlichen Bewusstsein Erlösung, Neubelebung und Offenbarung zuteil. Propheten und Dichter sprechen die Sprache der Seele. Von der Gottheit inspirierte Menschen besitzen die visionäre Klarheit, die die Schranken der Zeit und der Kultur durchbricht. Dichter, die ein erleuchtetes Bild des Geistes in sich tragen, vermögen auch in den wahrhaftigsten Worten zu beschreiben, wie sich der Seele das äußere Leben darbietet. Wurde ein Gedicht oder Buch auf der Höhe des Seelenbewusstseins verfasst, werden wir dieses Werk nicht verbessern können, so sehr wir auch darum bemüht sein mögen. Manifestationen außergewöhnlicher Talente oder Begabungen stellen Einblicke in die Weite des Seelenbewusstseins dar. Jede wahrhaft große Begabung ist ein Ausfluss seelischer Kraft.

 

Die Seele stellt oftmals den Kontakt zu den inneren Körpern von Individuen und zu den spirituellen Meistern her, ohne dass das Verstandesbewusstsein dessen gewahr wird. Häufig reflektieren sich diese innerseelischen Kontakte im Äußeren; dann keimt Inspiration und Glück auf. Wissen aus dem innerseelischen Bereich wird bisweilen in das Gehirn katapultiert und wirkt sich als persönliche Erkenntnis einer inneren Wirklichkeit aus.

 

Alle heiligen Riten der Kirchen werden von den Aktivitäten der Seele begleitet. Bei der Taufe strahlt die Seele neue Energien in die Aura und die höheren Körper des Neugeborenen ein. Die Chakras werden während der Zeremonie in Bewegung gesetzt, die Aura erweitert sich und wird stärker belebt. Ein Schutzengel tritt hinzu und begleitet von nun an das Kind. Die Seele beeinflusst währenddessen die verschiedenen schlafenden Fähigkeiten und verbindet sie mit der Monade (Gottesfunken). Bei der Kommunion vergrößert sich die Aura, wenn die Oblate und der Wein eingenommen werden. Kraftströme aus den inneren Ebenen durchfließen den ganzen Menschen und erquicken ihn. Vereinzelt kann eine Überschattung durch den Christusgeist wahrgenommen werden, wenn der Priester die Worte spricht: „Der Christus bringt dir das ewige Leben.“ Es ist höchst inspirierend, eine Trauung von den höheren Ebenen her zu betrachten. Während das Paar die Gelübde wiederholt, glitzern und strahlen ihre Seelen in weißem Feuer. Nachdem der Priester die Worte gesprochen hat: „Segne o Gott, diesen Ring, damit jener, der ihn gibt, und jene, die ihn trägt, eingehen mögen in Deinen Frieden, und sich das Gelöbnisses bis ans Ende ihres Lebens erinnern mögen“, umstrahlt ein leuchtender Kranz die Hände des Paares. Sagt der Bräutigam: „Mit diesem Ring nehme ich dich im Angesicht Gottes zur Frau“, entflammt ein weißes Licht über dem Paar. Zieht sich das Licht zurück, haben sich die beiden Kausalkörper der Getrauten vereint, so dass sie als einer erscheinen. [Alle genannten Weihe-Formeln/Worte beziehen sich auf die Sakramente, wie sie in Questhaven, dem von Frau Flower A. Newhouse gegründeten spirituellen Zentrum, vollzogen werden.]

 

Bevor wir uns unserer Seele bewusst werden können, müssen wir Körper, Gefühl und Verstand läutern. Der physische Körper muss von seinen Krankheiten und Unzulänglichkeiten gereinigt werden. Der Astralkörper muss von überformten Wünschen und Abneigungen befreit werden. Der Mentalkörper muss von egoistischen Interessen geläutert werden, um zu einem Werkzeug der Klarheit und Harmonie heranzureifen. Bevor die niederen Körper diese Reinigung nicht erfahren haben, sind sie undurchlässig für die Schwingungen der höheren Sphären.