Dualseelen

Buchbesprechung: Flower A. Newhouse, "Der Weg der Göttlichen Liebe"

Das Leben ist bisweilen voller Geheimnisse. Es gibt Aspekte in unserem Wesen, deren Wurzeln weit in den verborgenen Urgrund der Schöpfung reichen. Eines dieser Rätsel, die den Kern der menschlichen Liebe Existenz berühren, ist die Erfahrung der Liebe zwischen Mann und Frau. Vielen erscheint die Liebe als eine einfache Angelegenheit – als eine Auswirkung gesunder Drüsen und des Fortpflanzungs-triebes. Dichter und Künstler betrachten sie als eine Flamme, die den Pfad der Menschheit erhellt, und manchmal wird sie als wesentliches Band angesehen, das die Familien zusammenhält.

Doch einige wenige haben seelenerschütternde Offenbarungen erlebt, während der sie den klaren und zeitlosen Grund der Liebe erkannten. Fortgeschrittene Seelen waren imstande, dieses große Geheimnis zu durchdringen. Sie entdeckten, dass der Mann nicht immer Mann war und die Frau nicht immer Frau. Sie erkannten, dass zu Beginn – am Anfang der Schöpfung – der Geist polar war. Mann und Frau waren eins, ein androgynes Wesen.

Dann kam ein sehr bedeutender Zeitabschnitt, in dem reine Seelen durch den Willen Gottes ins Erdendasein traten. Gewaltige göttliche Kräfte wirkten auf das unmanifestierte Leben ein und drängten es zur Manifestation. Gleichzeitig wurden gewisse Elemente im androgynen Geist voneinander getrennt, so dass aus den positiven und negativen Polaritäten männliche und weibliche Wesen entstanden, so wie wir sie heute kennen. Diese geteilten Geister werden eines Tages wieder zu einem Wesen werden, das heißt, wenn die beiden Hälften, von denen jede nach Vollkommenheit strebt, in den Sphären des ewigen Gottes wieder eins werden.

Weder Mann noch Frau sind vollkommen. Da jede oder jeder von ihnen die Ergänzung einer anderen Seite im Universum ist, und da beide Geschlechter dies erahnen, sucht jedes ihre oder seine Ergänzung während der Dramen des Erdenlebens.

Sobald wir den esoterischen Hintergrund unserer Natur erfassen, wissen wir die Erhabenheit der menschlichen Liebe zu schätzen, welche sie über die animalische Anziehung erhebt, auf die einige von uns sie beschränken. Die Hauptsehnsucht der Liebe gilt nicht der physischen Begegnung, sondern dem Einswerden mit der ergänzenden Hälfte. Enttäuschungen und gebrochene Herzen resultieren oft aus dem Verlangen, die andere Hälfte finden zu wollen. Doch irgendwo und irgendwann treffen sich die beiden, und wir werden Zeuge der raren Schönheit einer vollkommenen Liebe.

Da unsere Göttlichkeit nur latent und deswegen ungenügend entwickelt ist, liegt der Suche nach dem geliebten Menschen oft Leidenschaft zu Grunde. Doch im Laufe der Seelenevolution verschwinden die animalischen Neigungen allmählich. Solange der Mensch allein aus seinen Sinnen heraus liebt, wird er oder sie stets mit den tragischen Ergebnissen seiner oder ihrer Liebeleien konfrontiert werden. Wenn der Mensch schließlich zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt, die ihn in seiner Suche nach Liebe leitet, beginnt er die Notwendigkeit von Verständnis, Geduld und Selbstkontrolle zu ahnen. Die Elternschaft stellt nicht das Ziel der Seele dar, die nach ihrer geistigen Ergänzung sucht. Sie ist statt dessen das Ziel des Körpers, der die Liebe als Pforte benutzt, durch die inkarnierte Seelen auf die Erde kommen können.