Jesus der Christus

was historische Quellen zu berichten wissen: Fortsetzung I

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ukian von Samosata (120-180 n. Chr.)war ein griechischer Satiriker. Er beschreibt das Lebensende des Peregrinus:

 

"Übrigens verehrten diese Leute den bekannten Magus, der in Palästina deswegen gekreuzigt wurde, weil er diese neuen Mysterien in die Welt eingeführt hatte ... Denn diese armen Leute haben sich in den Kopf gesetzt, dass sie mit Leib und Seele unsterblich werden und in alle Ewigkeit leben würden: Daher kommt es dann, dass sie den Tod verachten und viele von ihnen ihm sogar freiwillig in die Hände laufen. Überdies hat ihnen ihr erster Gesetzgeber beigebracht, dass sie untereinander alle Brüder würden, sobald sie den großen Schritt getan hätten, die griechischen Götter zu verleugnen, ihre Knie vor jenem gekreuzigten Sophisten zu beugen und nach seinen Gesetzen zu leben" (De morte Peregrini, 11).

 

 

Der syrische Stoiker Mara Bar-Serapionschrieb aus dem Gefängnis (frühestens im Jahr 73) an seinen Sohn Serapion einen Brief mit dem folgenden Abschnitt:

 

"Welchen Vorteil hatten die Athener davon, dass sie Sokrates zum Tode verurteilten? Hunger und Seuchen kamen über sie als Strafe für ihr Verbrechen. Welchen Vorteil hatten die Männer von Samos davon, dass sie Pythagoras verbrannten? In einem Augenblick wurde ihr Land von Sand zugedeckt. Was hatten die Juden davon, dass sie ihren weisen König umbrachten? Ganz kurze Zeit darauf wurde ihr Königtum abgeschafft. Gott rächte diese drei Weisen: Die Athener starben Hungers; die Bewohner von Samos wurden vom Meer überwältigt und die Juden aus ihrem Land vertrieben, nachdem es zerstört worden war. Danach lebten sie in vollständiger Zerstreuung. Doch Sokrates starb nicht umsonst. Er lebt fort in den Lehren des Plato; auch Pythagoras starb nicht umsonst, er lebt fort in der Statue der Hera. Und auch der weise König der Juden starb nicht umsonst; er lebt weiter in der Lehre, die er verkündet hat."

zwischenzeitliches Fazit:

Für Historiker steht fest, dass Jesus Christus tatsächlich existiert hat. Eine Biographie des historischen Jesus lässt sich dagegen nicht ableiten. Dieser Befund der außerneutestamentlichen Zeugnisse ist nicht beunruhigend, sondern völlig normal. Vor allem ist die Erwartung falsch, die große Öffentlichkeit habe damals von Jesu besondere Notiz genommen. Eine Nachricht über Jesu können wir nur von solchen erwarten, die irgendein persönliches Interesse an Jesus genommen haben.*

Wer den irdischen Jesus mit den Methoden des Historikers durch die neutestament-lichen Christuszeugnisse hindurch in den Blick bekommen will, muss bereit sein, Jesus als Mensch seiner Zeit zu sehen und zu verstehen. Das christliche Bekenntnis zur Gottessohnschaft Jesu fordert nicht, Jesus als eine schlechthin übermenschliche und überzeitliche Gestalt zu betrachten. Jesus war Jude und als solcher zugleich ein Mensch der antiken Kultur. Eine gewisse Kenntnis des Judentums zurzeit Jesu ist deswegen unerlässlich für die Erkenntnis und das Verständnis der Eigenart Jesu. *

Unter dem kritischen Licht der historischen Rückfrage nach Jesus von Nazaret ist vor allem auch ein Sachverhalt in unser Bewusstsein gerückt worden: Der irdische Jesus hat nicht sich, sondern Gott und Gottes Heilswirken an den Menschen in die Mitte seines Wirkens gestellt.*

* Theologie im Fernkurs, Lehrbrief 8, Grundkurs, erste Auflage 1993