Jeschua ben Josef, der Nazarener

Fortsetzng IV

Daraufhin nahm der Versucher ihn mit in die Heilige Stadt, stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach:

 

„Bist du Gottes Sohn, so stürze dich hinab.“

 

Unser Herr dachte still und sorgfältig über dieses Ansinnen nach.

Er wollte den Versucher erlösen und wusste, dieser würde an Kraft verlieren, wenn er ihm den Sieg verwehrte.  Dann kam die dritte Versuchung. Satan nahm ihn mit auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm die Schönheit und Herrlichkeit der Umgebung und sprach:

 

„Dies alles werde ich dir geben, wenn du dich unterwirfst und mich anbetest.“

 

Da wurde Jesus noch deutlicher und erwiderte:

 

„Hinweg, Satan“, denn es steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und Ihm alleine dienen.“

 

Diese Situation, der sich Jesus vor zweitausend Jahren gegenübersah, steht uns noch bevor. Es wird die Zeit kommen, in der wir nach einer besseren Möglichkeit geistiger Freude, der Entwicklung zu einem edleren Menschen, Ausschau halten. Blicken wir dem Bösen ins Auge, müssen wir uns auf jenen Christus – Aspekt großer Stärke einschwingen, auf die Art und Weise, in der er in der Wüste Satan gegenübertrat. Die Wüste versinnbildlicht die Leere in uns, wenn uns Zweifel, Bestürzung und Verzweiflung heimsuchen. Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind muss für sich selbst entscheiden. Das ist der Weg geistigen Wachstums.

 

Manche Menschen lernen durch Leid.

Unser Herr lernte nicht auf diese Weise. Auf Grund seiner Stärke gelang ihm alles, was er unternahm. Nach jener Versuchung kehrte er mit aufrechter Haltung zurück. Seine Augen blitzten voller Entschlossenheit. Durch seine eigene Reife offenbarte er die Hauptziele des Lebens und seinen Sieg über die Elementarkräfte. Er wurde zum gesalbten Werkzeug Gottes.

 

Eines Tages berief Jesus seine Jünger.

Er sprach zu jedem Einzelnen, indem er sich an dessen Seele wandte und in ihr Erinnerungen wachrief. Sie bewunderten seine männliche Stärke und die Klarheit seiner Ideale. Es erfüllte sie mit Freude und Stolz, ihm folgen zu dürfen. Mit Beginn ihres neuen Lebens wechselten die Jünger oft ihren Namen. Aus Simon wurde Petrus, und Levi nannte sich Matthäus. Jesus ließ die Menschen erkennen, dass sie das Alte abstoßen mussten, um neu geboren zu werden. Als sich Simon in Petrus verwandelte, wurde er zu einem tatkräftigen Anführer. Matthäus, der als Steuereintreiber das Geld geliebt hatte, änderte sich in einem Maße, dass seine wahre Größe hervor leuchtete.

 

Jesus liebte es, sich im Freien aufzuhalten. Er lehrte nicht gerne im Tempel, obwohl dies auch vorkam. Er mochte die Städte und ihre Straßen nicht. Er bevorzugte die Natur. Oft konnte man ihn mit seinen Jüngern und Anhängern irgendwo draußen an den Ufern des Sees Genezareth oder in den Gebirgsläufern nahe Nazareth, Bethlehem oder der anderen Städte, die er besuchte, finden. Es gab Zeiten, in denen Jesus wochenlang nicht erschien. Die Jünger berichteten denjenigen, die sich dafür interessierten, was er in dieser Zeit tat und sprach. Johannes war immer voller Begeisterung. Bevor er Jesus folgte, besaß er ein ungestümes Temperament.

Seine Wesensart änderte sich so plötzlich, dass seine Freunde diesen sanftmütigen, liebevollen Mann kaum wiedererkannten. Er hatte blonde Haare und blaue Augen. Er muss dem vierten Strahl angehört haben, denn er verstand es gut, die Gebärden und die Stimme Christi nachzuahmen.Petrus war liebenswert, aber er besaß ein hitziges Gemüt und prahlte gerne. Jeder bemerkte ihn, denn er machte auf sich aufmerksam.