Schritt 1

lerne die Kunst:

Beten - Meditieren - Kontemplation

„Nach meiner Erfahrung sind das Gebet und die Andacht das Tor. Damit meine ich das mündliche Gebet nicht minder als das Gebet im Geiste; denn um Gebet zu sein, bedarf beides der Ehrfurcht und Andacht. Ein Gebet, bei dem man nicht darauf achtet, mit wem man redet und was man erbittet, wer der Bittsteller ist und wer der Angeflehte, das nenne ich kein Gebet, mag man dabei auch noch so viel die Lippen bewegen. Wird manchmal, auch wenn man nicht mit dieser Aufmerksamkeit dabei ist, dennoch ein Gebet daraus, so nur deshalb, weil man bei anderen Gelegenheiten die nötige Andacht aufgebracht hat. Doch wenn jemand gewohnt ist, mit der Majestät Gottes so zu reden, als spreche er mit seinem Sklaven, ohne darauf zu schauen, ob er unrecht rede, sondern einfach so daherschwatzt, was ihm in den Mund kommt und was er von früher auswendig weiß, so halte ich das für kein Gebet ... Wer sich dem Gebet zu widmen beginnt – vergesst das nie, denn es ist sehr wichtig -, der muss allein danach streben, sich mit allem Fleiß und Eifer, mit aller Entschlossen- heit deren er fähig ist, sich darauf einzustellen, dass sein eigener Wille mit dem Willen Gottes übereinstimme. Und nehmt es als ganz gewiss, dass hierin alle höhere Vollkommenheit besteht, die man auf dem geistlichen Weg erlangen kann.“

-Theresa von Avila-

Über das Beten

Ihr betet in eurer Verzweiflung und Not."

Ich wünschte, ihr würdet auch beten, wenn ihr von Freude erfüllt seid und an den Tagen, die reich euch beschenken.


Denn was ist das Gebet anderes als die Entfaltung eurer selbst in den lebendigen Äther hinein? Und wenn es euch tröstet, eure Dunkelheit in den endlosen Raum zu ergießen, dann spendet es auch Freude, das Erwachen eures Herzens strömen zu lassen. Und wenn ihr nicht anders könnt als zu weinen, wenn eure Seele euch zum Gebet ruft, dann soll sie euch trotz der Tränen wieder und wieder so lange bedrängen, bis ihr lacht.


Wenn ihr betet, dann steigt ihr empor, um in den Lüften denen zu begegnen, die zur selben Stunde ebenfalls beten und denen ihr anders als im Gebet nie begegnen würdet.


Deshalb besucht diesen unsichtbaren Tempel für nichts als Ekstase und süße Zwiesprache. Denn wenn ihr diesen unsichtbaren Tempel mit keinem anderen Ziel betretet als zu fordern, so werdet ihr nicht empfangen. Wenn ihr nur kommt, um euch zu demütigen, so werdet ihr nicht erhoben. Und wenn ihr nur kommt, um für das Wohl von anderen zu bitten, so werdet ihr nicht erhört. >Kommt ihr aber, um der Zwiesprache Willen, um der Nähe zu Gott Willen, getrieben von Sehnsucht, euch selbst darbringend und all euer Tun aufopfernd, durch Liebe getragen, wird seine Gnade all eure Schritte begleiten und sein Friede auf und in euch ruhen und sein Licht den Weg vor eurem Fuße erhellen. Und alles Gute, worum euer Herz fleht, wird sich auf seine Weise entfalten, wenn die Zeit dafür gekommen ist.<


Denn es ist genug, wenn ihr den unsichtbaren Tempel betretet.


Denn wenn ihr lauscht in die Stille der Nacht, dann hört ihr schweigend sagen:


„Unser Gott, der du unser geflügeltes Selbst bist, es ist Euer Wille in uns, der will. Es ist Dein Verlangen in uns, das verlangt.Es ist Dein Drang in uns, der unsere Nächte, die Dein sind, in Tage verwandelt, die Dein sind. Wir können Dich um nichts bitten, denn Du kennst unsere Bedürfnisse, bevor sie in uns erwachen:Du bist unser Bedürfnis. Und indem Du uns mehr von dir selbst gibst, gibst Du uns alles.“

-Khalil Gibran-