Der Eremit

meine Deutung der Karte IX des Tarot

Allein steht der Eremit auf einem Berg, das schließe ich aus dem Maßstab des Baumes. Auf Schnee, so scheint es mir, was die Höhe betont. Seine Gestalt dominiert das Bild. Dies zeigt seine innere Stärke. Er kann zwar noch die Konturen in der Ferne (Baum) sehen, aber sonst gibt es um ihn nur Weite. Keine Sonne, kein Mond, keine Sterne und doch ein Ort der friedlich, entspannend, meditativ wirkt.

 

Seine Kleidung ist schlicht und einfach, in sich geschlossen (vom Haupt bis zu den Füßen) und die Farbe der Kleidung tendiert vom Grau zum Weiß. Er ist auf dem Wege der Vollendung. Offenbar friert er auch nicht, denn er trägt keine Handschuhe und die Farbe der Haut von Gesicht und Händen assoziiert Gesundheit und Vitalität (gute Durchblutung). Er trägt einen Bart, doch sein Gesicht wirkt auf mich jung und vital, deshalb ist für mich der Bart ein Zeichen für Weisheit. Seine Gesichtshaut, die ich strahlend, aus sich heraus, sehe, für geistige Frische und Beweglichkeit. Er sieht aus, als würde er meditieren. Als zöge der Weg, den er gegangen ist, gerade noch einmal an ihm vorbei.

 

Er hat seinen Stab, der energetisch geladen ist, in der Hand und eine Laterne, deren Energie mit der des Stabes übereinstimmt. Die Farbe Gelb ist die leichteste und hellste der Farben und hat die stärkste Tendenz zum Reinweiß des Lichtes, welches das Göttliche repräsentiert. Als transparenteste, leichteste und lichteste aller Farben wird die Farbe Gelb gleichwohl zum Repräsentanten des Geistes, zum Sinnbild der Erkenntnis und der Weisheit.

 

Ich assoziiere den Stab mit seiner Wirbelsäule. Der Stab ist durchdrungen von seinem Geist und wie der Stab gerade ist, so hält ihn die Stärke seines Geistes gerade und aufrecht. Ist seine Geisteshaltung unbeugsam. Außerdem sieht das obere Ende des Stabes, mit etwas Fantasie, aus wie ein Schlangenkopf. Da der Stab in Höhe des Kronenchakra endet, symbolisiert er so auch die erwachte und beherrschte Kundalini. Der vollständig durchlichtete Stab vermittelt somit auch die Botschaft, dass die Kundalini-Energie permanent fließt. Er hält den Stab behutsam in seiner linken Hand, die dem Herzen zugeordnet wird wie ein Wahrzeichen und das leichte Anlehnen der Stirn, wo sich das Dritte Auge befindet (Hellsehen), vermittelt den Eindruck der Verbundenheit - mit der Energie und dem Boden unter seinen Füßen.

 

Als ich das erste Mal spontan auf den Stab sah, dachte ich an Mose beim Pharao und habe irgendwie erwartet, der Eremit würde den Stab jeden Augenblick zu Boden werfen. Der mit Energie (Licht) gefüllte Stab erinnert also auch an einen Zauberstab. So könnte man auch im Eremiten den jungen Magier sehen, der gereift ist. Schwert und Kelch hat er transzendiert. Die Scheibe wurde zur Laterne und der Stab liegt nicht mehr auf dem Tisch. Das Rot des Ungestüms und der Tatkraft, den Umhang, hat er abgestreift und getauscht gegen das Gewand der Besonnenheit und inneren Ruhe, gleich einem Wandermönch, dem weißen Licht entgegenstrebend. Und das strahlend gelbe Licht, das ihn als Magier umgab, strahlt er nun selbst aus. Aus dem Magier wurde ein Mystiker. Alle Stadien hat er durchlaufen. Aus dem jungen Magier wurde ein Herrscher. Vom Herrscher entwickelte er sich zum Hierophanten, dem Vorsteher der alten Mysterien. Einem Mann, der es gelernt hat, heilige Dinge zu erklären. Schließlich gelang es ihm, seine Teilaspekte zu verschmelzen und zur Ganzheit zu gelangen (Karte VI – die Liebenden). Nun war er bereit, den Wagen zu besteigen, die dualen Kräfte zu harmonisieren und den Wagen zu lenken. Das heist, er hat gelernt sie zu beherrschen - sein Geist beherrscht nun die Materie. Sein Wesen wurde durchdrungen von der Gerechtigkeit, so sehr, das er sie schließlich verkörperte. Die Kraft der Liebe und die Weisheit des Alters ließen ihn schließlich reifen zum Mystiker. Er zog sich zurück, vieles gab es zu bedenken und so wurde er schließlich ein Eremit. Er hat den Gipfel des Erreichbaren erklommen. Nun gibt es nur noch eine Herausforderung – das Rad des Schicksals.Geduldig, mit seiner Weisheit, getragen von Erkenntnis alles durchdringend strebt er dem weißen, vollkommenen Licht entgegen. So erwartet er die große Transformation. Damit das Grau des Eremiten sich wandeln kann zum Weiß einer Lichtgestalt.

 

In seiner erhobenen rechten Hand hält der Eremit eine Laterne, deren gelbes Licht nach allen Seiten hin ausstrahlt. Die erhobene Laterne bedeutet, dass der Eremit eine große Fläche ausleuchten will. Da er aber, anscheinend, die Augen geschlossen hält, ist es sein Geist, der die Umgebung zu durchdringen sucht. Und da er die Laterne so hoch hält, wie ihm möglich ist, möchte er so viel wie möglich vergeistigen. Soll sein Geist soweit leuchten wie möglich. Er ist der Mann, der sein Licht unter keinen Scheffel stellt.

 

Andererseits ist der Eremit so auch weithin gut sichtbar. Er könnte auch jemanden erwarten.Der oder das, was da kommen soll, er weis, wer oder was es ist. Denn er wartet in Andacht verbunden. Die geschlossenen Augen als Zeichen des Vertrauens.

So steht er da und könnte auch ein Denkmal sein, Ausdruck seiner Bedeutsamkeit.

 

Es könnte aber auch die Ruhe vor dem Sturm sein. Ein letztes Verweilen im "Unten".

Die Füße noch in der materiellen Welt, den Kopf schon im "Oben".

Ruhe und Kraft in einer Person. Eine Brücke.

Nur eines vermittelt das Bild nicht - die Möglichkeit eines "Zurück".

Es vermittelt den Eindruck von Endgültigkeit. Er hat seine Wahl getroffen.