Fortsetzung Weihnachten

Sie aber zogen hin, als sie den König gehört hatten.
Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er kam und oben über (der Stelle) stand, wo das Kind war. Als sie aber den Stern sahen, freuten sie sich mit sehr großer Freude. Und als sie in das Haus gekommen waren, sahen sie das Kind mit Maria, seiner Mutter, und sie fielen vor ihm nieder und huldigten ihm, und sie öffneten ihre Schätze und opferten ihm Gaben: Gold und Weihrauch und Myrrhe. Und als sie im Traum eine göttliche Weisung empfangen hatten, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg hin in ihr Land.“ Matthäus 2-2.12 (Elberfelder Bibel).    

Nun, ihr werdet fragen, warum gerade diese Geschichte, warum gerade den Reisebericht der Fremden? Weil dies ein ganz erstaunlicher Text ist, eine Geschichte, in der mehrere kleine Geschichten und Symbole versteckt sind. Habt Ihr sie gefunden?

Das beginnt damit, dass die Überschrift dieser biblischen Geschichte die drei fremden Herren als Magier ausweist, während die Geschichte selbst immer nur von drei Weisen redet. Was könnte der Grund sein? Würde man nur von drei Weisen reden, dann würden wir es so wahrnehmen, das drei Herren mit großem Wissen und offenkundiger Weisheit nach Jerusalem gereist sind. Und wir könnten vermuten, dass sie betagt sind, denn in jenen Zeiten galt als weise, wer länger lebte, als der Durchschnitt und so zu tiefen Einsichten gelangt war. Doch wenn vorher darauf verwiesen wird, dass diese drei Herren Magier sind, dann werden wir hellhörig, denn im Osten war die Kabbala, ein spirituell philosophisches Werk, genauso bekannt wie bei den Juden. Und die Verbindung von Magie und Weisheit verweist darauf, dass diese drei Herren nicht auf der Ausbildungsstufe eines Magiers stehen geblieben sind, sondern einen Weg beschritten und vollendet haben, den die Kabbala als den „Weg der Weisheit“ bezeichnet. Das wiederum entspräche, nach unserer heutigen Auffassung der Stufe eines vollendeten spirituellen Meisters. Was muss das für ein Kind sein, wenn sich drei spirituelle Meister auf eine so beschwerliche und langwierige Reise machen. Darüber hinaus dürfen wir auch annehmen, dass sie nicht nur Fernreisende waren, sondern auch angesehene Vertreter ihrer Religionen und ihrer Kultur. Geachtet und geehrt.

Die nächste Auffälligkeit finden wir im Verhalten von König Herodes.
Stellt euch vor, ihr wäret König Herodes und da kommen drei Ausländer und fragen Euch nach dem Weg zu eurem, vermutlichen, Nachfolger, der grade geboren wurde.
Mal abgesehen davon, dass euch gerade der Kinnladen runtergeklappt ist und ihr eure Felle davon schwimmen seht – würdet ihr drei Ortsunkundige beauftragen, nach dem Kinde zu sehen? Bis die sich nach Bethlehem durchgefragt haben und mit ihren müden Tieren dort ankommen, wäret ihr als Einheimische doch in der Zeit hin und zurückgereist. Also, da stimmt doch was nicht und siehe da, der Stern, der im Morgenlande gesichtet wurde, von den drei Weisen, lange vor der Geburt, wird als „Erscheinung“ bezeichnet.


Das ist in unserer Sprache ein doppeldeutiges Wort.
Der Gefangene erscheint vor dem Richter.
Das „Eintreffen“ eines Geistes als Erscheinung.