Zorn (ira)

Bildinterpretation

Bild:

 

auf einem Wildschwein oder Bären reitend; ein Mann, der sich mit dem Degen durchsticht oder seine Kleider zerreißt; eine Frau, die einem Diener einen Fußtritt gibt; eine Frau, die gegen ihren Mann das Schwert zückt; Mann und Frau, die sich gegenseitig Schwerter in den Leib stoßen. Attribute: Hund, Eule, Igel, Fackel. Typus: der Riese Goliath

 

Interpretation:

 

Der Bär symbolisiert für mich die unbändige Kraft, die durch die beschriebenen Emotionen entfesselt werden. Des Weiteren hat der Bär nur wenige natürliche Feinde und so neigt er dazu, alles anzugreifen, das kleiner ist als er.

Der Mensch neigt nicht selten dazu, sich zu überschätzen und andere zu unterschätzen. So das der Begriff der „blinden Wut“ durchaus wörtlich zutreffen kann.

Was auch mit dem Ausschütten von Adrenalin zu tun hat, was die Sicht verengt (Tunnelblick), uns für Worte und Logik/Vernunft unempfänglich werden lässt und nur zwei mögliche Handlungsweisen zulässt: Flucht oder Angriff. Von daher ist das Bild des Mannes, der sich mit dem Degen durchsticht genauso stimmig, wie das Bild von Mann und Frau, die sich gegenseitig mit Schwertern durchstoßen. Beide symbolisieren, dass wir selbst diejenigen sind, die sich durch ihr Verhalten schaden.

Ein Verweis auf das Gesetz des Karma. Das Bild vom Zerreißen der eigenen Kleider dagegen steht für Reue und in Bezug zur Demut und passt daher, aus meiner Sicht, nicht.

 

Die Fackel passt, aus meiner Sicht, insofern man Wut/Zorn als eine Kraft des Feuers sieht – die duale Kraft zum Feuer des Magiers und damit auch eine seiner großen Versuchungen.

 

Der Igel symbolisiert den Stachel, den diese Todsünde darstellt, und verweist somit auf den linken Pfad, zu dem diese Todsünde führt, wenn der Mensch sich ihr hingibt.

Die Eule symbolisiert für mich die Dunkelheit und verweist somit auf die Negativität und den linken Pfad.

 

Der Hund steht für mich als Symbol insofern er ein treuer Freund des Menschen ist, aber unter bestimmten Umständen, oft ohne jede Vorwarnung, sein Frauchen/Herrchen angreifen kann, als Konsequenz seines ursprünglichen Wesens als Raubtier. Wut/Zorn sind sowohl Erben unserer Entwicklung aus dem Tierreich, sie waren aber auch notwendig, um in der Wildnis zu überleben – sind also auch Erbe der Evolution. Wir haben sie gezähmt, doch müssen wir wachsam sein, denn das Urwesen schlummert in ihnen und oft, zu Prüfungen unserer Seele, wird es entfesselt.

Dies endet erst mit dem Erreichen der Meisterschaft.

 

Der Zorn (lateinisch ira) ist ein elementarer Zustand starker emotionaler Erregung mit unterschiedlich aggressiver Tendenz, der zum Teil mit vegetativen Begleiterscheinungen verknüpft ist. Sein Gegenstück ist die Sanftmut.                   Einerseits tritt er als heftiger Ärger, wutartiger Affekt, als Jähzorn oder als Zornesausbruch auf, der zu unkontrollierten Handlungen oder Worten führen kann. Der Zorn erscheint dann als Beherrscher des Menschen, der seinerseits seine Gefühlsregungen nicht mehr kontrolliert. Andererseits tritt Zorn als anhaltendes, gerecht erscheinendes „Zürnen“ auf (auch als Groll, veraltet Grimm oder stärker Ingrimm bezeichnet). Bekannte Formen sind: Bauernzorn, Bürgerzorn, Volkszorn, Wählerzorn; Götterzorn, Zorn Gottes, heiliger Zorn.


Zorn ist eher gegen eine bestimmte Person oder Gruppe gerichtet, während die Wut genauso nach allen Seiten explodieren kann. Der Wut geht im Gegensatz zum Zorn eine Kränkung voraus (etwa eine zutiefst ungerechte Behandlung), die den auf Vergeltung oder Genugtuung gerichteten Erregtheitszustand psychologisch speist. Beim Zorn hingegen speist sich die Erregtheit eher zum Beispiel aus der Versagung eines Anspruchs oder Bedürfnisses (etwa das zornige Kind, das eine Süßigkeit nicht bekommen hat, oder der zornige Vater, dem der Respekt verwehrt wurde). Das Ziel ist hier weniger die Vergeltung, sondern der deutliche Ausdruck von Unmut und Unzufriedenheit, mit dem Ziel, das Gegenüber unmissverständlich zu warnen. Ein weiterer Erregtheitszustand ist die Empörung, die einen Verstoß gegen die allgemeine Sittlichkeit zum Anlass für eine emotionale Reaktion hat. (ira – Wiki)

Das biblische Bild für Zorn ist für mich:

 

„Und Jehova sprach zu Mose: Ich habe dieses Volk gesehen, und siehe, es ist ein hartnäckiges Volk; 10 und nun laß mich, daß mein Zorn wider sie entbrenne, und ich sie vernichte; dich aber will ich zu einer großen Nation machen. (4. Mose 14.11-20) 11 Und Mose flehte zu Jehova, seinem Gott, und sprach: Warum, Jehova, sollte dein Zorn entbrennen wider dein Volk, das du aus dem Lande Ägypten herausgeführt hast mit großer Kraft und mit starker Hand? 12 Warum sollten die Ägypter also sprechen: Zum Unglück hat er sie herausgeführt, um sie im Gebirge zu töten und sie von der Fläche des Erdbodens zu vernichten? Kehre um von der Glut deines Zornes und laß dich des Übels wider dein Volk gereuen. 13 Gedenke Abrahams, Isaaks und Israels, deiner Knechte, denen du bei dir selbst geschworen hast, und hast zu ihnen gesagt: Mehren will ich euren Samen wie die Sterne des Himmels; und dieses ganze Land, von dem ich geredet habe, werde ich eurem Samen geben, daß sie es als Erbteil besitzen ewiglich. (1. Mose 22.16-17) (1. Mose 26.4) (1. Mose 28.14)

14 Und es gereute Jehova des Übels, wovon er geredet hatte, daß er es seinem Volke tun werde. 15 Und Mose wandte sich und stieg von dem Berge hinab, die zwei Tafeln des Zeugnisses in seiner Hand, Tafeln, beschrieben auf ihren beiden Seiten: auf dieser und auf jener Seite waren sie beschrieben. 16 Und die Tafeln waren das Werk Gottes, und die Schrift war die Schrift Gottes, eingegraben in die Tafeln.“

(Elberfelder Bibel)

 

Hier begegnen sich, aus meiner Sicht, der (heilige) Zorn des Schöpfers und die Sanftmut des Mose. Auch in diesem Bild finde ich das Thema Dualität und den Ausweg aus dem Zorn durch die Tugend der Sanftmut.

Die dualen Gegenkräfte zum Zorn sind Gehorsam und Disziplin.