Die Hüter der Schwelle - Teil I

Flower A. Newhouse – "Der Weg der göttlichen Liebe"

Der Mensch bedarf am dringendsten der Ganzheit. Ein ganzheitlicher Mensch ist jemand, der die ihm innewohnenden Kräfte, sowohl menschlicher als auch geistiger Art, beherrscht.

Widerstreitende instinktive Kräfte im Menschen schließen ihn von der Ganzheit ab.

 

In den islamischen Lehren heißt es, dass der Mensch von zwei Intelligenzen beeinflusst wird, einem Engel und einem Dämon. Jeder Mensch besitzt ein höheres Selbst, das christus- und engelähnlich ist und ein Schattenselbst, das einem Dämon gleicht. Solange der innere Dämon nicht besiegt ist, und das höhere Selbst nicht zur Herrschaft gelangt ist, gibt es keine Ganzheit.

Aus diesem Grunde sollten wir alles unternehmen, um etwas über unser Schattenselbst zu erfahren, damit wir uns von dessen Einfluss zu befreien vermögen. (Dazu ein Weg im Anschluss an diesen Text).

 

In jedem Menschen gibt es eine Wesenheit (Psychologen sprechen hier vom „Unbewussten“), die als „Hüter der Schwelle“ bezeichnet wird. Dieser Hüter setzt sich aus den Rückständen aller Übel und allen unkontrollierten Verhaltens zusammen. Die Eigenschaften dieser Wesenheit, die bewusst oder unbewusst in uns selbst lauern, sind Stolz, Ärger, Widerstand gegen das Gute, sexuelle Begierde, Simplifizierung und die Neigung, jene Übel anderen zuzuschreiben.

 

In der Pistis Sophia (50. Kapitel) findet sich eine Aussage, die wir gut anzuwenden vermögen, wenn wir eine Prüfung dunkler Kräfte durchzustehen haben:

 

„Lass ihre Kraft zu Staub werden. Lass sie in das Chaos (den Hades) zurückkehren und machtlos werden.“

 

 

C.S. Lewis schreibt:

„Es gibt die dumme und weitverbreitete Vorstellung, dass gute Menschen nicht wissen, was Versuchung ist. Das ist eine offensichtliche Lüge. Nur die, die sich bemühen, der Versuchung zu widerstehen, wissen, wie stark sie ist … Wir erleben die Kraft eines schlechten Impulses in uns erst, wenn wir bemüht sind, ihn zu bekämpfen (wandeln).“

 

Thomas von Aquin sagt Folgendes über den Hüter der Schwelle und dessen Wesen:

„Jemanden zu versuchen, bedeutet, jemanden zu prüfen, um etwas über ihn zu erfahren, und deswegen stirbt mit dem Wissen der Versucher … Gott allein kennt die wahre Natur des Menschen. Das Böse (Negative) führt in Versuchung, um die inneren Anlagen des Menschen zu erforschen, damit es ihn dort zu verführen vermag, wo dieser am anfälligsten ist.“

 

Wir werden mit dem Bösen konfrontiert, wenn wir Ärger verspüren oder Ärger begegnen, und das gleiche gilt ebenso für Neid, Eifersucht und Egoismus. Der Hüter in uns verleitet uns zum Verlust unserer Selbstbeherrschung, zur Lüge oder zur Verleumdung unserer Nachbarn.

 

Sollten wir einem sehr zornigen Menschen begegnen oder jemandem, der uns oder jene, die uns lieb sind, aus Neid heraus kritisiert, dann sollten wir sagen:

 

„Hiermit treffe ich gerade auf den Hüter von … (Name). Möge Gott diese allgemein sichtbare Dunkelheit vertreiben und durch das höhere Selbst inneren Frieden, Vergebung und bessere Beherrschung herbeiführen.“