Allgemein:

Ein Eremit (altgriechisch ἐρημίτης, eremites, aus altgriechisch ἔρημος, erēmos, das Wüste und „unbewohnt“ bedeutet, daher „Wüsteneinwohner“, ist ein Mensch, der mehr oder weniger abgeschieden von der übrigen Gesellschaft lebt.

 

Ursprünglich wurde der Begriff nur auf Christen angewendet, die religiöse Motive für ihre Zuwendung zu dieser Lebensform hatten, nämlich die Wüstentheologie des Alten Testamentes, das heißt, die 40-jährige Wüstenwanderung nach dem Auszug aus Ägypten, die eine Herzenswandlung bewirken sollte.

 

Leichtsinniger Weise ging man jedoch mit dem Wort Eremit in der Neuzeit lange Zeit fahrlässig um und verstand darunter jeden, der allein lebt. Was aber, wie ersichtlich, falsch ist. Glücklicherweise nennt man heute allein lebende Menschen Single.

 

In der alten Kirche unterschied man allein lebende und gemeinschaftlich lebende Eremiten. Aus ihren Einsiedeleien entstanden später oft Klöster oder Ortschaften. Das Eremitentum gehört zu den ältesten Formen gottgeweihten Lebens und ist zugleich die früheste Form des christlichen Mönchtums in Europa. In der Regel des heiligen Benedikt (6. Jh.) wird der Eremit als eine der vier Arten von Mönchen angeführt.

 

Unter den christlichen Heiligen sind einige Eremiten, unter anderem der heilige Bruno (der Gründer des Ordens der Kartäuser), der heilige Coelestin, der heilige Meinrad, der heilige Gunther von Niederaltaich. Der heilige Franziskus verknüpfte das Eremitentum mit der Wanderpredigt und dem Apostolat unter den Menschen (Motto: Eremo e cita, dt. Stille und Stadt). Ein selbständiger Ordenszweig innerhalb des Franziskanerordens mit gemäßigt eremitischer Prägung sind die Kapuziner.

 

In der römisch-katholischen Kirche ist das Eremitentum eine der von der Kirche anerkannten Formen des geweihten Lebens. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und der sich daraus ergebenden Revision des Kirchenrechts hat die Kirche die Lebensform des Eremiten, der dem Ortsbischof unterstellt ist, in das Kirchenrecht (Canon 603 des CIC) aufgenommen:

 

  •  § 1: Außer den Instituten des geweihten Lebens anerkennt die Kirche auch das eremitische oder anachoretische Leben, in dem Gläubige durch strengere Trennung von der Welt, in der Stille der Einsamkeit, durch ständiges Beten und Büßen ihr Leben dem Lob Gottes und dem Heil der Welt weihen.
  • § 2: Als im geweihten Leben Gott hingegeben wird der Eremit vom Recht anerkannt, wenn er, bekräftigt durch ein Gelübde oder durch eine andere heilige Bindung, sich auf die drei evangelischen Räte öffentlich in die Hand des Diözesanbischofs verpflichtet hat und unter seiner Leitung die ihm eigentümliche Lebensweise wahrt.

 

Diese Einsiedler werden als Diözesaneremiten bezeichnet. Daneben gibt es Eremiten, die Mitglieder einer Ordensgemeinschaft sind und deren Unterhalt von der Ordensgemeinschaft getragen wird. Die Gesamtzahl der Eremiten in Deutschland wird auf 70 bis 80 Personen angegeben.

 

 bekannte Eremiten

 

 Angelus de Scarpettis, Antonius der Große, Benedikt von Nursia, Benedikt der Mohr, Bruno von Köln,Chariton der Bekenner, David von Thessaloniki, Edigna von Puch, Euagrios Pontikos, Franziskus von Assisi (zeitweise), Heimerad, Heraklit, Hilarion von Gaza, Hieronymus von Bergamo, Ida von Toggenburg, Johannes Cassianus, Juliana von Lüttich, Juliana von Norwich, Landelin von Ettenheimmünster, Maria von Ägypten, Meinrad von Einsiedeln, Niklaus von Flüe, Notburga von Hochhausen, Onophrios der Große, Paulus von Theben, Rosa Flesch (zeitweise), Sara von Ägypten,    Sergius von Radonesch, Simeon von Trier, Symeon Stylites der Ältere, Timon von Athen, Theophan Goworow, Thomas Merton (zeitweise), Ursicinus, Gunther von Niederaltaich, Papst Coelestin V.

 

 Einsiedlerorden

 

Kamaldulenser, Kartäuser, Bethlehemschwestern (Monastische Ordensfamilie von Betlehem, der Aufnahme Mariens in den Himmel und des hl. Bruno)